Fütterung von Papageien

Fütterung von Vögeln, insbesondere von Papageien

Beim Thema Papageienfütterung gehen die Meinungen sehr auseinander. Ich möchte jedoch meine Erfahrungen als jahrzentelanger Papageienhalter, Züchter und behandelnder Tierarzt an den interessierten Papageienhalter weitergeben.

Die Fütterung von Papageien ist ein wichtiger Bestandteil der Gesundheit und des Wohlbefinden des Vogels, sollte aber immer in Kombination mit mehreren Faktoren der artgerechten Haltung, soweit dies überhaupt möglich ist, gesehen werden. Außer einer guten Fütterung gehören viele weitere Faktoren wie z.B. artgleiche Vergesellschaftung, gutem Hygienemanagement, Licht, Luft und richtig eingerichteter Voliere zu einer erfolgreichen Papageienhaltung um Erkrankungen und Verhaltenstörungen vorzubeugen.

Viele Erkrankungen  entstehen durch haltungs- und fütterungsbedingte Fehler, die dem Papageienhalter, oft unwissentlich, unterlaufen. Somit sind auch hohe Tierarztkosten und viele Sorgen um den eigenen Papagei vermeidbar.

Die herkömmliche Fütterung von "Körnerfutter" halte ich persönlich für nicht optimal, da sie sehr hohe Anforderung an den Tierbesitzer stellt. Er sollte sich mit der Art seines Papageis sehr gut auskennen, um das ideale Körnerfutter für seinen Papagei zusammenstellen zu können.
Unterschiedliche Papageienarten bewohnen unterschiedliche Kontinente unserer Erde und nehmen dabei völlig unterschiedliches Futter auf. Dabei suchen sie sich saisonbedingt "Frische" Früchte und Samen, die keinerlei Lagerung unterlegen sind.
Dieses Fressverhalten ist meines Erachtens nur sehr schwer nachzustellen und kann dabei keineswegs aus einer Sorte trockenem, staubigen und lange gelagertem Körnerfutter bestehen, da dieses schlicht und ergreifend dem normalen Fressverhaltens eines Papageien überhaupt nicht entspricht.
Logisch daraus resultieren über längere Fütterungsdauer, manche Vögel erkranken auch schon als sehr junge Vögel,  viele Krankheiten wie z.B. Aspergillose, Fettleber und anderen Leberstörungen, Lipomen, gestörtem Verdauungstrakt durch bakterielle Infektionen die oft aus einer  Störung der Darmflora resultieren. Es entstehen Durchfälle, die lebensbedrohlich werden können.
Auch so manch angepriesenes keim- und pilzfreies Körnerfutter entspricht den hohen Anforderungen eines gesunden Papageien nur unzureichend.
Der Papagei pickt sich gerne ausschließlich seine "Lieblingskörner" heraus, und leidet damit unter einer unausgewogenen Mangelernährung. Dabei ist der Papagei nicht der "pingelige" Esser, der nun mal nur seine Sorte fettiger Sonnenblumenkörner mag, sondern hier muss ich wieder darauf hinweisen das dem Papagei in freier Natur nur saisonbedingtes, frisches "Spitzenfutter" zur Verfügung steht, bei dem er frei wählen kann was er essen möchte.
"Keimfutter" empfehle ich deshalb nicht, weil viele Papageienbesitzer mit dem Hygienemanagement überfordert sind. Und da im Keimfutter auch mehr keimt als nur der Samen, rate ich hiervon ab.

Auch ich habe vor Jahren "Körnerfutter" gefüttert weil es schlicht und ergreifend keine Alternativen dazu gab und sowieso nur wenig über die artgerechte Fütterung bekannt war. Heute empfehle ich die Fütterung von Pellets oder Exdrudates, bei denen es große Qualitätsunterschiede gibt. Für mich ist klarer Favorit das Futter der Firma Avifood "Dr. Harrison".
Dieses Futter ist bei richtiger Lagerung quasi pilz-, keim- und staubfrei und durch gute Herstellungs- und Zusammensetzungsverfahren sehr gut für die Fütterung von Papageien, aber auch Wellensittichen geeignet.
Ich gehe sogar soweit das viele kranke "Papageien" schlicht durch die Umstellung des Futters schneller genesen und gesund bleiben.
Es gibt unterschiedliche Sorten und Körnung des Futters. Die richtige Wahl sollte je nach Papageienart und Erkrankung mit unserer Praxis zusammen im Beratungsgespräch erfolgen.
Auch zur Umstellung des Futters können wir ihnen Tipps und Anregungen geben, da manche Papageien zwar völlig ohne Probleme das neue Futter akzeptieren, andere jedoch gar kein Verständnis dafür haben das sie nun keine Nudeln und Käse mehr vom Mittagstisch essen dürfen, und auch keine leckeren Erdnüsse mehr in ihrem Napf finden.

Zu jeder Fütterung gehören selbstverständlich weiterhin frische Früchte, Gemüse und Beeren. Frischfutter sollte jeden Tag angeboten werden. Während der Frischfuttergabe hat es sich bewährt andere Futtersorten aus der Voliere verschwinden zu lassen, damit der Papagei dazu animiert wird sein Frischfutter auch zu sich zu nehmen. Frisches Futter sollte aus hygienischen Gründen nicht länger als drei/vier Stunden im Napf bleiben, da sich, gerade bei warmen Wetter und Heizungsluft, schnell Keime im Futter bilden.
Nicht jede Sorte Obst und Gemüse ist für jeden Vogel gleichermaßen empfehlenswert. So sollte der zu "Lipomen" neigende Rosakakadu oder Edelpapagei nicht mit übermäßig fruchtzuckerhaltigem Obst gefüttert werden. Was im Einzelnen ihr Vogel braucht besprechen Sie am Besten persönlich mit uns, auch in Anbetracht auf den gesundheitlichen Zustand und Gewicht ihres Vogels.

Egal welches Futter Sie füttern, sollten Sie darauf achten das nur soviel Futter im Napf angeboten wird, wie Ihr Vogel auch an einem Tag fressen kann. Übrig gebliebene Futterreste müssen am nächsten Tag entfernt werden und durch frisches Futter ersetzt werden. Wenn übermäßig Körner und Pellets auf dem Boden landen können Sie ebenfalls davon ausgehen das der Napf zu voll war.
Die Menge des Futters sollte im Optimalfall abgemessen und kontrolliert werden, um Übergewicht vorzubeugen. Dabei handelt es sich um keine "starre" Vorgabe, sondern es muss immer wieder überprüft werden ob die gefütterte Menge Futter den Anforderungen meines Vogels entspricht. Diese kann sich durch Alter und Aktivität des Vogels verändern.

Im Besonderen möchte ich an dieser Stelle betonen das jegliches "Menschenessen" in der Papageienfütterung ein absolutes Tabu ist. Ein Papagei würde in freier Wildbahn niemals Milchprodukte wie z.B. Joghurt und Käse zu sich nehmen, geschweige denn am Nutellabrötchen knuspern. Immer wieder höre ich von meinen Patientenbesitzern das ihr Papagei, der Familienmitglied ist, an den täglichen Mahlzeiten am Tisch teilnimmt. Dies kann der Papagei (oder besser die Papageien als Paar!) zwar tun, aber er sollte dabei sein Futter angeboten bekommen.
Ich bringe hier in der Praxis immer wieder gerne das Beispiel von Kindern, bei denen man auch nicht auf die Idee käme sie jeden Tag nur mit Schokolade zu ernähren, weil sie diese ja so gerne mögen.
Auch höre ich in meiner Praxistätigkeit immer wieder das Argument das der Vogel trotz Fütterung von Körnerfutter und "Nutellabrötchen" sehr alt geworden ist. Selbstverständlich gibt es Ausnahmevögel, die trotz Mangelernährung ein sehr hohes Alter erreichen, ich kann Ihnen aber versichern das es sich hierbei um absolute Ausnahmen handelt.

Ihr Papagei ist ,wie ein Kind,  nicht in der Lage zu entscheiden was langfristig gut für seine Gesundheit ist. Sie sollten diese Verantwortung wahrnehmen und sich ausgiebig darüber informieren welche Ernährung die optimale für ihren Vogel ist, damit Sie und Ihr Vogel lange unbeschwerte Freude aneinander haben.